Im Dezember 2018 begannen grosse Teile der sudanesischen Bevölkerung gegen die Regierung des damaligen Präsidenten Omar Al-Bashir zu demonstrieren. Im April 2019 wurde die Regierung durch einen Putsch gestürzt und eine militärische Übergangsregierung eingerichtet. Doch die Strassenproteste gingen weiter und forderten eine zivile Regierung sowie weitgreifende Veränderungen in den politischen Machtstrukturen des Landes. Im Juni 2019 verübten Militär, Sicherheitskräfte und die RSF-Miliz ein Massaker an einem friedlichen Sit-In Protest in der Hauptstadt Khartum. Hunderte von Menschen wurden getötet, vergewaltigt und verletzt. Unter dem Druck eines landesweiten Generalstreiks lenkte die militärische Regierung schliesslich ein, zivile Kräfte in die Arbeit einer Übergangsregierung einzubeziehen. Im Juli 2019 wurde ein Abkommen zur Bildung eines „Souveränen Rates“ unterzeichnet, der zu beiden Teilen aus Vertreter*innen des Militärs und der Protestbewegung besteht und das Land während einer Dauer von drei Jahren bis zur Einsetzung einer neuen Verfassung regieren soll.

Im Gespräch schildert die Aktivistin Lina Rasheed ihre Einschätzungen zu den Geschehnissen im Sudan in der letzten Zeit sowie zur aktuellen Situation. Dabei rückt auch die Frage nach der Rolle der Frauen innerhalb der Proteste im Sudan in den Fokus.

Lina Rasheed ist Juristin. Sie hat an der El Neelain Universität in Khartum studiert und einen Master im Bereich Kinderrechte an der Universität Fribourg absolviert. Seit 2014 arbeitet sie als Beraterin im Opferschutz-Programm Makasi der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) in Zürich.


© Olaf Brachem