Abschluss-Statement „Abendschule Import“

Im Jahr 2016 wurde die Abendschule Import ins Leben gerufen. Sie war eine Reaktion auf die stereotype Darstellung von Geflüchteten in vielen Medien und im Kunstbereich. In den meisten Fällen wurden Geflüchtete hier auf ihre Fluchtgeschichten reduziert. Die Abendschule Import war demgegenüber von dem Vorhaben bestimmt, Geflüchteten die Gelegenheit zu geben, ihren eigenen Interessen und ihrem Wissen Ausdruck zu verleihen, und damit Zeit und Begegnung zu gestalten: Ein temporäres gesellschaftliches Forum.

Drei Jahre lang und in etwa 90 Kursen war die Abendschule Import ein lebendiges und kontroverses Experimentierfeld für ganz unterschiedliche Wissensfelder, Ausdrucksformen und Diskussionen. Dabei waren vor allem auch die aufkommenden Fragen nach Repräsentation, Gleichberechtigung, Kollaboration, Machtverteilung, Recht auf Stimme immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen. Ein wichtiges und konfliktreiches Feld des Lernens für alle.

Der politische und gesellschaftliche Kontext von 2016 ist inzwischen in weite Ferne gerückt. Verändert hat sich an den europäischen Antworten auf die globale Migration wenig. Die Grenzen und die Kriterien für Integration werden verschärft und die „Flüchtlings“-Projekte haben sich zu einem stabilen Nischen-Dasein im kulturellen und gesellschaftlichen Geschehen entwickelt. Vor diesem Hintergrund scheint es uns wichtig, das Format Abendschule Import, das Geflüchteten und Migrant*innen deswegen eine öffentliche Bühne bietet, weil sie eben Geflüchtete und Migrant*innen sind, grundsätzlich zu überdenken.

Wie könnten noch autonomere, selbstbestimmte Formate entstehen, die einen intensiveren und egalitären Dialog zwischen Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungsgeschichten möglich machen? Wie lassen sich in diesen Dialog noch deutlicher rassismus- und kolonialismuskritische Perspektiven einbinden? Wie entgeht man der Gefahr, die Trennungslinien zwischen Einheimischen, Geflüchteten und Migrant*innen nicht fortlaufend zu reproduzieren? Welche Formen von Aktionen ausserhalb dieser Denkmuster lassen sich konzipieren? Im Rahmen der Abendschule Import sind viele solcher Fragen entstanden, und wir denken, dass es Zeit ist, über neue gesellschaftliche und künstlerische Ansätze nachzudenken, innerhalb derer sie bearbeitet werden können.

Unser herzlicher Dank gilt allen, die sich in der Abendschule engagiert und zu ihr als einem gesellschaftlichen Forum beigetragen haben.

Migrant*innen bringen immer Wissen mit.

Als gereistes Wissen trägt es in besonderer Weise Spuren von Perspektivwechseln, Übersetzung und Dialog in sich. In vielen Fällen jedoch wird migrantisches Wissen durch gesellschaftliche Strukturen marginalisiert und unsichtbar gemacht.

Geflüchtete Menschen etwa machen häufig die Erfahrung, dass sie ihre professionellen Fähigkeiten in der Schweiz nicht mehr anwenden können. Unter dem Druck einer einseitigen Integrationskultur soll sich auch ihr Wissen, Denken und Können gesellschaftlichen Normen und Bedürfnissen anpassen.

Die Abendschule Import schafft einen Raum, in dem das Wissen von Migrant*innen sichtbar wird und sie dieses mit interessierten Besucher*innen teilen können.

Das Unterrichtsprogramm kann dabei ganz verschiedene Wissensfelder beinhalten – von Philosophie, Geschichte oder Physik bis hin zu Kunst, Sport oder Handwerk.

Dabei spielen sowohl berufliche Erfahrungen und praktisches Können als auch Perspektiven auf globale politische Zusammenhänge und die schweizerische Gesellschaft selbst eine Rolle.

An jedem Kurs-Abend unterrichten parallel zwei Expert*innen.

Im Anschluss treffen sich alle zu einem gemeinsamen Apéro und weiterem Wissensaustausch.

Seit 2016 veranstaltet die Abendschule Import Kurse in Zürich, Fribourg und Basel.

Entdecken Sie hier die bisherigen Kurse im Archiv.

Credits

Leitung Marie Drath, Andreas Liebmann, P. Vijayashanthan Team Basel Livia Matthäus Team Fribourg Megan Hefti, Daniela Monteiro Mitarbeit Raphael Jakob Konzept Andreas Liebmann, Cecilie Ullerup Schmidt Webdesign Luca Obertüfer Grafik Nina Calderone Illustration Marie-Louise Andersson Übersetzung Alice Cignetti, Lucy Godding Kooperation Autonome Schule Zürich Koproduktion Belluard Festival & Nouveau Monde, Cabaret Voltaire, Verein Chalet Olé, Wildwuchs Festival & Roxy Theater Entwickelt in Zusammenarbeit mit Fabriktheater Zürich

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Archiv

Info

Die Abendschule Import wurde 2018 mit einem Anerkennungsbeitrag für Kulturelle Teilhabe vom Kanton Zürich ausgezeichent.

Mehr Infos

Video arttv.ch

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Kontakt

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Leitung Marie Drath, Andreas Liebmann, P. Vijayashanthan Team Basel Livia Matthäus Team Fribourg Megan Hefti, Daniela Monteiro Mitarbeit Raphael Jakob Konzept Andreas Liebmann, Cecilie Ullerup Schmidt Webdesign Luca Obertüfer Grafik Nina Calderone Illustration Marie-Louise Andersson Übersetzung Alice Cignetti, Lucy Godding Kooperation Autonome Schule Zürich Koproduktion Belluard Festival & Nouveau Monde, Cabaret Voltaire, Verein Chalet Olé, Wildwuchs Festival & Roxy Theater Entwickelt in Zusammenarbeit mit Fabriktheater Zürich

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